Trotz der 85:95-Heimniederlage machte Swiss Central im Heimspiel gegen den Titelanwärter Genf beste Werbung in eigener Sache. Vor allem Trevion Lamar und Luc Schärer zeigten starke Leistungen.

Text und Videos: Daniel Schriber

Fotos: Maria Antich

Die Szene kurz nach Spielschluss war exemplarisch dafür, inwiefern die Erwartungen und die Realität bei Swiss Central bisweilen auseinanderklaffen. Während die Spieler nach der Niederlage gegen Genf damit beschäftigt waren, die Halle aufzuräumen, fasste sich ein ungefähr zwölfjähriger Knabe ein Herz und ging auf SCB-Cheftrainer Orlando Bär zu. «Dürfte ich eines der Trikots haben?», frage der Junge den Coach – worauf diesem nichts anderes übrig bliebt, als die Wahrheit zu sagen: «Es tut mir leid, dich enttäuschen zu müssen. Aber wenn ich dir jetzt eines der Trikots gebe, fehlt uns dieses am nächsten Match.» Natürlich haben sie bei SCB keine Trikots auf Vorrat. Und was für die Klamotten gilt, ist auch bei den anderen Ressourcen nicht anders. Der Klub arbeitet mit dem, was er hat – und versucht das Beste draus zu machen. Das gelingt mal besser, mal schlechter.

Swiss Central wehrt sich tapfer

 Vor dem Mittwochsspiel gegen Genf deutete vieles auf eine klare Angelegenheit hin. Dies nicht zuletzt deshalb, weil SCB nach wie vor nur auf zwei Profis zurückgreifen kann (wir berichteten). Bei den Genfern auf der anderen Seite handelt es sich um ein hoch dotiertes Kader, bei dem mindestens sieben Spieler beruflich nichts anderes tun, als Basketball zu spielen. Kein Wunder will der aktuelle Vizemeister auch dieses Jahr um den Titel mitspielen. So viel zur Theorie. In der Praxis war der Unterschied zwischen längst nicht so gross wie erwartet. Wie schon vor einigen Wochen gegen Boncourt wehrte sich SCB tapfer gegen den physisch überlegenden Gegner. Mehr als das: Sechs Minuten vor der Halbzeit war das Spiel ausgeglichen (33:33); phasenweise führte SCB sogar knapp. Dann aber ging dem Heimteam vorübergehend der Schnauf aus. Löcher in der Defense und viele Fehlwürfe im Angriff trugen dazu bei, dass sich die Gäste bis zur Halbzeit eine komfortable Führung (39:55) erspielen konnten.

Lamar und Schärer lancieren Aufholjagd

 Trotz des 16-Punkte-Pausenrückstandes gelang es Swiss Central, im dritten Viertel nochmals ranzukommen. Das lag primär an zwei Spielern: US-Topscorer Trevion Lamar spielte durch und erzielte mit 24 Punkten, 12 Rebounds und 6 Assists überragende Einzelwerte. Der zweite, der massgeblich zur Aufholjagd beitrug, war Luc Schärer. Der ehemalige Hürdenläufer mausert sich immer mehr zum Schlüsselspieler. Aufgrund seiner spektakulären Spielweise – Schärer schliesst häufig mittels Slam-Dunk ab – erfreut sich der 22-Jährige auch beim SCB-Publikum grosser Beliebtheit. Mit starken fünf von neun erfolgreichen Dreipunktewürfen bewies Schärer zudem, dass er nicht nur am Korb, sondern auch aus der Distanz punkten kann.

Trotz Schärers und Lamars Glanzauftritten reichte es letztlich doch nicht. SCB kämpfte bis zum Schluss, verlor am Ende aber mit 85:95. Es hätte auch anders kommen können. Dann vielleicht, wenn das Heimteam im zweiten Viertel besser verteidigt hätte, wenn mehr Freiwürfe verwertet worden wären, wenn der eine oder andere kritische Schiedsrichterentscheid anders ausgefallen wäre. Aber eben: Bei Swiss Central arbeitet man damit, was man hat. Das war am Mittwoch zwar viel, aber halt doch noch nicht ganz genug.

Hinweis: Am Samstag trifft Swiss Central in der 9. Runde der SBL auswärts auf die Lugano Tigers.

SBL, 8. Runde, Staffeln. Zuschauer: 450
Swiss Central – Lions de Genève 85 : 95 (39:55)
SCB: Lamar 24, Birboutsakis, Mitrovic 4, Karacsony, Schommer 4, Jusovic 1, Domingos, Fuchs 11,  Leemans 10, Schärer 17, Roche 14. – Coach: Bär / Krivokapic.

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