Nach drei Niederlagen und einem brutalen Korbverhältnis von -114 herrscht bei Swiss Central Basketball Verunsicherung. Vor dem Heimspiel gegen Boncourt (Samstag, 17.30 Uhr, Staffeln) bezieht Coach Orlando Bär Stellung zur enttäuschenden Startphase. 

Interview: Daniel Schriber 

Orlando Bär, wie ist die Stimmung bei SCB nach den drei Kanterniederlagen zum Saisonstart?
Die Stimmung ist nervös, eine gewisse Frustration ist spürbar. Natürlich ist niemand zufrieden mit den ersten Spielen, da gibt es nichts zu beschönigen.

Vergangenes Jahr gehörte SCB zu den Überraschungsteams der Liga. Fühlt sich die aktuelle Pleiteserie deswegen besonders frustrierend an?
Wir waren uns bewusst, dass sich die Erfolge der vergangenen Saison nicht einfach so wiederholen lassen. Wichtige Spieler haben uns verlassen, andere sind dazugekommen und mussten integriert werden. Dieser Prozess braucht Zeit. Ich verstehe aber auch, dass gerade im Umfeld des Vereins die Erwartungshaltung gross war. Zum Teil vielleicht zu gross. 

SCB kriegt am meisten Körbe und erzielt auf der anderen Seite am wenigsten Punkte von allen SBL-Teams. Wo beginnt man da als Coach mit der Problemlösung?
Bär: Im Moment läufts auf beiden Seiten nicht so, wie wir uns das wünschen würden. Das Hauptproblem sehe ich klar in der Verteidigung. Wir ermöglichen unseren Gegnern viel zu leichte Punkte. 

Schwach sind auch die Wurfquoten: Aus der Dreipunktedistanz trifft SCB als Team nur gerade 25 Prozent. Wie entsteht eine derart tiefe Quote?
Bär: Dafür gibt es verschiedene Gründe: Die Misserfolge zum Saisonstart fordern die Spieler auch in emotionaler Hinsicht. Mit jedem Fehlwurf steigt natürlich der Druck beim nächsten Versuch. Wer jedoch zögert oder «zittert», kann auch nicht treffen. Zudem haben wir auch bei der Auswahl unserer Würfe Verbesserungspotenzial. Ich bin jedoch überzeugt, dass wir aus diesem Teufelskreis herauskommen können. 

Die ausländischen Profis Trevion Lamar und Julien Roche fielen bis jetzt nicht durch besonders starke Leistungen auf. Wie beurteilst du die beiden Neuzugänge?
Im Moment können wir mit dem ganzen Team nicht zufrieden sein. Das gilt auch für die beiden Ausländer. Sowohl Trevion als auch Julien spielen teamdienlich. Das ist grundsätzlich positiv – sie müssen aber auch verstehen, dass sie in entscheidenden Momenten individuelle Verantwortung übernehmen müssen. In den nächsten Spielen wird sich zeigen, ob sie dazu in der Lage sind. 

Während die meisten Gegner mit vier Ausländern spielen, setzt SCB nur auf deren zwei. Das reicht offensichtlich nicht, um in der höchsten Liga zu bestehen. Einverstanden?
Nein! Ich bin noch immer überzeugt, dass das funktionieren kann. Unsere Schweizer haben die Fähigkeiten, um in der höchsten Liga mitzuspielen. Zudem bin ich überzeugt, dass der Basketballsport in der Schweiz langfristig nur dann an Qualität gewinnt, wenn wir auch unseren einheimischen Spielern mehr Vertrauen geben. 

Leider sprechen die Resultate im Moment eine andere Sprache.
Bär: Das kann ich nicht bestreiten. Es ist übrigens auch nicht so, dass wir die Verpflichtung eines dritten Ausländers kategorisch ausschliessen. Im Gegenteil: Wenn wir die nötigen Mittel dafür zusammenkriegen, kann das ein Thema sein. Was es bei SCB aber nicht geben wird: Ein Team, das fast ausschliesslich von seinen Profis abhängig ist. Das widerspricht unserer Philosophie. 

In deiner ersten Saison als SBL-Coach konntest du viele Erfolge feiern. Nun musst du mit deinem Team «unten durch». Macht dir das Amt trotzdem noch Spass?
Bär: Natürlich macht es mir keinen Spass, so hoch zu verlieren. Und es macht auch keinen Spass, unsere Spieler, die Fans und die vielen Helferinnen und Helfer leiden zu sehen. Trotz allem ist mir die Freude an meinem Amt nicht vergangenen. Die aktuellen Herausforderungen ermöglichen es mir, als Coach aber auch als Mensch viel zu lernen. Oder anders formuliert: Ich stehe noch jeden Morgen gerne und voller Tatendrang auf. Daran ändern auch drei Niederlagen nichts.