Orlando Bär hat in seiner ersten Saison als Cheftrainer die Chance, mit Swiss Central Basketball den NLB-Titel zu holen. Im Halbfinal vom Samstag (17.30 Uhr, Staffeln) trifft SCB auf Pully-Lausanne.

Orlando Bär, Ihr seid mehr oder weniger durch die Meisterschaft spaziert und habt mit einer Ausnahme alle Spiele gewonnen. Ist SCB so stark oder die Liga so schwach?

Wir sind stark – aber das Gefälle in der Liga ist tatsächlich recht gross. An der Spitze gibt es vier bis fünf gute Teams, die einander ebenbürtig sind, weiter hinten nimmt die Qualität ab. Genau das war für uns auch ein wesentlicher Grund, dass wir uns entschieden haben, eine neue Herausforderung in der NLA anzunehmen.

Man könnte auch hervorheben, dass SCB im Gegensatz zu den meisten anderen Teams faktisch über zwei Profis verfügt. Wie wichtig sind der Amerikaner Jermale Jones und der Kameruner Harding Nana für das Team?

Die beiden sind natürlich sehr wichtig für uns. Gerade während der schwierigen Coronazeit haben sie dafür gesorgt, dass die Trainingsintensität hoch blieb. Nana und Jones können nicht nur an den Spielen für den Unterschied sorgen, von ihrer enormen Erfahrung profitieren unsere Jungs auch in anderen Bereichen.

Kannst du ein Beispiel dafür nennen?

Nehmen wir Kelechi Obim: Das 20-jährige Eigengewächs hat in dieser Saison eine tolle Entwicklung zurückgelegt und ist bereit für das nächste Level. Dies liegt auch daran, dass er im Training Tag ein Tag aus gegen Jermale Jones spielen konnte und von dem Profi auch sonst viele wertvolle Tipps erhält.

Welche Eigengewächse sind ­sonst noch bereit für den nächsten Schritt?

Bär: Der Zuger Luc Schärer hat ebenfalls einen Sprung gemacht. Er bringt sehr viel Energie aufs Feld. Und dann sind da auch noch Haris Jusovic und Mirza Ganic, die bereits früher NLA-Luft schnuppern durften: Auch sie sind nochmals ein Stück weiter als noch vor zwei Jahren. Zugleich ist es auch völlig okay, wenn noch nicht alle parat sind für die NLA.

Wie ist das zu verstehen?

Bär: Genau dafür gründen wir erstmals eine zweite Mannschaft in der 1. Liga National. Diese dient unseren Talenten als Zwischenstation zwischen dem Nachwuchs und der Spitze. Zudem bin ich überzeugt, dass die Spieler an der Herausforderung wachsen werden. Natürlich werden sie Zeit brauchen, um sich an das neue Level zu gewöhnen.

Im Halbfinalspiel vom Samstag trefft ihr auf Pully Lausanne. Was erwartst du von dem Gegner, der überraschend Mitfavorit GC Zürich aus den Playoffs warf?

GC litt zuletzt unter Verletzungen und krankheitsbedingten Ausfällen; trotzdem ist das Ausscheiden der Züricher tatsächlich eine Überraschung. Wir werden Pully Lausanne auf keinen Fall unterschätzen. Das Team ist gut gecoacht und bekannt für seine aggressive und taktisch clevere Verteidigung.

Wie wollt ihr dieser zuvorkommen?

Es gibt zwei entscheidende Aspekte: Nebst Nana und Jones verfügen wir mit Stan Leemans und Michael Plüss über zwei weitere Routiniers. Sie haben schon oft solche Situationen erlebt und werden auf den Punkt ihre Leistung abrufen können. Und dann haben wir viele junge Spieler, die zum ersten Mal auf diesem Level in einem K.o-Spiel teilnehmen. Sie sind besonders heiss auf das Turnier und den Titel. Die Aufgabe von mir und dem Coachingstaff wird es sein, diese beiden Elemente optimal miteinander zu verbinden.

Im anderen Halbfinal trifft Fribourg U23 auf den BC Küsnacht-Erlenbach. Wünschst du dir ein Deutschschweizer Derby im Finale?

Natürlich ist es ein tolles Zeichen, dass sich gleich zwei Deutschschweizer Teams für das Finalturnier qualifiziert haben. Das zeigt, das auch in unserer Sprachregion sehr gute Arbeit geleistet wird. Und wer weiss: Vielleicht wird sich diese Entwicklung dereinst auch in der NLA abbilden; davon würde der ganze Schweizer Basketball profitieren. Um auf die ursprüngliche Frage zurückzukehren: Ich mache mir zwar noch keine grossen Gedanken darüber – aber natürlich wäre es eine coole Geschichte, wenn es im Finale zu einem Deutschschweizer Derby in einer Luzerner Halle kommen würde.

NLB-Basketball:

«Final Four» in der Staffeln-Halle

Am kommenden Wochenende kämpfen in der Sporthalle Staffeln in Reussbühl die besten vier NLB-Teams um den Meistertitel. Nebst Swiss Central sind auch der BC Küsnacht Erlenbach, die Pully Lausanne Foxes sowie Académie Fribourg U23 dabei. Zu den Spielen sind jeweils 400 Zuschauerinnen und Zuschauer zugelassen. Tickets können unter info@swisscentralbasketball.ch reserviert oder vor Ort gekauft werden.

Halbfinalspiele am Samstag:

14.30 Uhr: Küsnacht-Erlenbach – Fribourg U23

17.30 Uhr: Swiss Central – Pully Lausanne

Spiele am Sonntag:

13.00 Uhr: Spiel um Platz 3

16.00 Uhr: Finalspiel

HINWEIS: Dieser Beitrag erschien zuerst in der Luzerner Zeitung vom 24. Juni 2021.